Presseartikel:

Heike Waldor-Schäfer 24.10.18

https://www.nrz.de/region/niederrhein/wir-am-niederrhein/mit-piepe-jan-durchs-alte-hansestaedtchen-id215633053.html


Seit zehn Jahren zeigt Willi Miesen uns, wo der Niederrhein besonders schön ist und viel zu erzählen hat. 
Foto Marc Albers                                                                     

AM NIEDERRHEIN. Seit zehn Jahren zeigt Willi Miesen aus Wissel, wo der Niederrhein besonders schön ist. Und überall weiß er ungewöhnliche Geschichten zu erzählen.
Der Mann ist gar nicht mehr wegzudenken aus Kalkar, Wissel, Grieth – überall hat Willi Miesen seine Spuren hinterlassen – sogar bis nach Xanten und Bedburg-Hau und Kleve hinein. Seit zehn Jahren ist Wilhelm Miesen als Natur- und Landschaftsführer, als Niederrhein-Guide, unterwegs, mal in Klompen und mit Piepe, mal mit Rücksack und Fernglas, mal als Fischer Piet von Grieth.

Botschafter des Niederrheins

„Der wundervolle Niederrhein hat mich nie losgelassen. Seine einzigartige Natur und Kultur möchte ich mit abwechslungsreichen
Führungen möglichst vielen Menschen – von 8 bis 80 plus – ans Herz legen und ihnen dabei ein paar schöne Stunden bereiten.“
Und dabei sucht er immer wieder neue Kleinode – und findet sie auch, wie jetzt etwa, wenn er als Ausscheller Piepe Jan zum abendlichen Rund- gang durch die alte Hansestadt Grieth einlädt und von alten Zeiten erzählt, skurrilen Geschichten, Sagen und Legenden von Rittern, Adelsherren, gewieften Hanse- Kaufleuten, schnittigen Kapitänen, derben Fischern und durstigen Treidlern.


In Wissel gibt es eine Basilika, eine Tabakanbautradition, ein Rittergut, ein Stiftsmuseum....
Seine ersten Gästeführungen hat Willi Miesen in seinem Heimatdorf Wissel angeboten – und wenn Sie denken, Wissel, was soll denn da los sein? – nun, dann hören Sie dem Willi Miesen ‘mal zu. Denn in Wissel gibt es nicht nur eine Basilika mit spannenden Geschichten sondern auch Dünen, eine Tabakanbautradition, einen alten Rittersitz, ein Stiftsmuseum, einen Ringdeich und und und...

Ich sehe mich als Botschfter für den Niederrhein“, sagt der Mann mit der Liebe zur Region. „Es macht mir sehr viel Freude, Menschen an Orte zu führen, die nicht im Fokusder touristischen Zentren stehen.“
Erst die Führung, dann lecker essen Anfangs war der Wisseler alsreiner Natur- und Kulturführer unterwegs. Dann hat er irgendwann bemerkt, dass seine Gäste „nach derTour nicht gerne gleich auseinander gehen, sondern gemeinsam das Erlebte bei einer Tasse
Kaffee oder einem Imbiss besprechen wollen“.So entwickelten sich die Gästeführungen mit Genuss. Heißt: erst gucken und staunen, dann gemütlich zusammensitzen und lecker essen.

Unterwegs in den Wisseler Dünen                                                       Foto Diana Roos

Was er am Niederrhein so mag?          
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Die Überschaubarkeit. Alles verläuft noch relativ gemächlich. Der Niederrhein besteht aus einem Netz von kleinen Orten inmitten einer schönen grünen Auenlandschaft, mit seiner besonderen melancholischen Stimmung.
– auch wenn die Agrarindustrie sich breit macht. Und jeder Ort hat seine eigene Geschichte verbunden mit der großen Historie.“
Und auch, wenn er schon viele Geschichten erzählt und „geheimnisvolle Orte“ entdeckt hat, Willi Miesen ist sich sicher, dass ihm auch in dennächsten zehn Jahren die Ideen nicht ausgehen werden.
„Es gibt noch manch einen Ort, der entdeckt werden möchte."

Niederrhein Nachrichten vom 30.05.2018   Autor: Michael Scholten




Artikel und Fotos aus NRZ Kleve von Andreas Daams 09.04.2018
www.NRZ.de


Kalkar-Grieth.   Niederrhein-Guide Wilhelm Miesen führte durch das einstige Fischerdorf Grieth. Ein Höhepunkt: Der Aalschokker von Rudi Hell.               

Tagsüber lagen die Rheinwiesen voller Netze. Nachts fuhren die Fischer über den Fluss, drei Mann im Boot, drei Mann an Land, um den Salm mit ihren Netzen einzuzingeln. Seit dem Mittelalter ging das so. Grieth, das war eine Fischerstadt. Fischerhütten voller Menschen. Pferdekarren, die eisgekühlten Lachs fortfuhren. Oder Gründel, die am Niederrhein keiner mochte, nach Frankreich, wo der Fisch als Delikatesse galt. Und zentnerweise Maifisch, den die Frauen für den Winter einweckten. „Ein imposantes Bild“, sagt Wilhelm Miesen bei einer Führung durch das Örtchen. „Aber man darf sich das nicht sehr romantisch vorstellen.“

Miesen hat sich als Fischer kostümiert, aber als Herrenfischer – mit ordentlichen Schuhen an den Füßen. Er erzählt von der harten Arbeit der Fischer, der eintönigen Nahrung, den „Fischweibern“, die bis zu 60 Kilometer am Tag mit Fischkörben auf dem Rücken von einem Ort zum nächsten liefen. Heute parken bei schönem Frühlingswter haufenweise Autos und Fahrräder in Grieth, lauter Ausflügler. Schon erstaunlich, wie viel sich in wenigen Jahrzehnten ändern kann.

600 Schiffe pro Tag passieren Grieth
Das Fischereigewerbe in Grieth ist längst ausgestorben, nur einer ist noch aktiv – im Auftrag von Universitäten und Forschungsstationen aus ganz Europa. Rudi Hell stammt aus einer Fischer-Dynastie, die die Blütezeit vielleicht noch erlebt hat. Die war im 16. Jahrhundert. Danach ging es bergab. „Wo man arm ist, kann man nichts bauen“, sagt Miesen. Deshalb sei die alte Bausubstanz in Grieth auch noch so zahlreich vorhanden.

ittel war in den Fluss eingeleitet worden und tötete die meisten Fische.

Mit der Fähre zum Aalschokker


Fischer Rudi Hell ist mit seinem Aalschokker auf dem Rhein im Dienste der Wissenschaft unterwegs.                                Foto: Andreas Daams              

Die 20 Personen, die mit Miesen durch den Ort ziehen, setzen mit der Fähre zu Rudi Hells Aalschokker über. Am 17. April, so erzählt er, dürfte er wieder die ersten Lachse fangen. „Da kann ich die Uhr nach stellen.“ Nicht zum Verspeisen allerdings, sondern für Forschungszwecke. Manche Fische bekommen GPS-Sender, bei anderen werden ein paar Schuppen als Proben entnommen, dann kommen sie wieder ins Wasser. Ja, die Fische sind wieder da. Auch wenn die Kormorane die Bestände ordentlich angriffen. Auch wenn er im Jahr elf Kubikmeter Plastikmüll aus dem Rhein holt, das sich in seinen Netzen verfängt.



astikteilchen im Rhein untersucht – in Rees lag die Konzentration bei 3,9 Millionen Partikeln pro Quadratmeter. In Basel sind es erst 220.000 Partikel. Damit gehören die Konzentrationen am Niederrhein zu den höchsten weltweit. Grund sind vermutlich die Nanoplastikteilchen in Kosmetikprodukten. Hell erzählt auch von einem Forscher, der die gefangenen Fische daraufhin untersucht, ob die Wirkstoffe der Antibabypillen, die über den Urin durch die Klärwerke in den Rhein gelangen, Einfluss auf die Fische hat. Ein Ergebnis steht noch aus.

ssen wir damit rechnen, winzige Plastikteilchen im Fisch zu essen. Romantisch klingt auch das nicht wirklich.

Aus NRZ Heimat am Niederrhein von Ingo Plaschke  - Juni 2016
Foto: Marc Albers